Habe manche Instrumente gespielt:
Trommel, Akkordeon, Clairon und Fanfare.
Dann die Stratocaster,
den Synthesizer und die Hammond.
Mit denen fühlst du dich gut auf dieser Erde.

Aber mit der Orgel -
der Königin der Instrumente -
da bist du im Himmel.

Harry Greis

 

 

Orgel spielen

Kirchenorganist

Kein Instrument zog mich seit meiner Kindheit so sehr in den Bann, wie die Pfeifenorgel. Jahrelang träumte ich nachts, ich müsste nur hinsitzen und könnte einfach spielen, ohne das Instrument zu kennen und ohne Noten dabei zu haben. Der Traum schwand, als ich es tatsächlich konnte - und das ist nun schon sehr lange her. Hinsitzen, Register ziehen, Finger auf die Tasten, mit dem Pedal einen ersten Ton setzen dann den Kirchenraum mit Musik füllen - das ist bereits hier unten ein Stück vom Himmel.

Aber das öffentliche Orgelspielen gehört - wie zuvor schon manches in meinem Leben - bereits einer abgeschlossenen Aera an. Ich habe mich Ende 2019 von offiziellen Orgeldiensten verabschiedet und spiele das Instrument nur noch zu meinem eigenen Vergnügen.

Highlights, an denen ich gespielt habe:

Orgelspiel an der Silbermannorgel von Marmoutier (Elsass) - Herbst 2012. Was für Geiger die Stradivari, das ist für Organisten eine Silbermann. Diese hier ist eine der ganz wenigen von Andreas Silbermann im Elsass, die noch praktisch original ist. Albert Schweitzer hat sich für sie stark gemacht.

An der viermanualigen Mauritiusorgel im Kloster Einsiedeln. Die grösste von vier Orgeln. Wahrlich eine Königin. Matthis Orgelbau hat sie während meiner Zeit im Kloster neu in den bestehenden Barock-Prospekt gebaut. So hatte ich Gelegenheit, einen ganzen Orgelbau von A bis Z mitzuerleben. Der Bildschirm im Hintergrund ist allerdings mein Werk. Hier habe ich Erfahrungen von der Rockmusik einfliessen lassen. Mit festinstallierten Kameras und offenen Kopfhörern auf allen Orgeln, konnten sich die Organisten sehen und direkt hören und so live mehrhändig (und -füssig) sogar viruose Konzerte geben. An hohen Festen kam dann auch regelmässig die Toccata von Widdor mit der Mauritius- und der Marien-Orgel zum Erklingen.

➥ Höre die Mauritiusorgel

Die Hauptorgel in St. Peter in Salzburg habe ich 1995/96 oft gespielt. Damals konnte man sie auch zusammen mit der Chororgel vom Chor aus spielen, was dann für den Organisten ein ganz besonderer Genuss und für die Höhrer eine Verblüffung war.

Sta. Maria Schaffhausen. An dieser Orgel habe ich schon als Jugendlicher gespielt. Ich "begleitete" - wie man damals sagte, weil neben Orgelstücken vor allem das Volk beim Singen begleitet werden musste - hauptsächlich in den Jugendgottesdiensten, in der Spätmesse und bei Andachten am Sonntag. Das waren damals Gottesdienste, in denen die Leute hinten teilweise sogar stehen mussten, weil in der doch geräumigen Kirche zu wengi Platz war. Mein damaliger grosser Förderer war Pfarrer Josef Anton Saladin, der selbst ein begnadeter Musiker war und auf der Orgel herrlich improvisieren konnte. Als ich nach Jahren wieder nach Schaffhausen zurückkam, war sie eines der Instrumente im ganzen Raum Schaffhausen, die ich regelmässig in der Liturgie spielte.

 

Audio-Aufnahmen siehe ➥ Musik-Player

Organistenbiografie

1960/61Orgel bei Prof. Heinrich Haag im Kollegium Schwyz. Begleitung von Gottesdiensten im Saleshaus Schwyz.

1962-1963 Orgel bei Hans Brühweiler, Neuhausen

1961-1964 Regelmässige Einsätze als Organist in
Schaffhausen, Sta. Maria und Neuhausen - Wortgottesdienste, Jugendgottesdienste (die legendäre 8.20 Messe) und Andachten. In Neuhausen auch Begleitung von durch den Chor gesungenen Messen.

1965-1970 Organist in Fribourg. Fest angestellt im Schönberg und St. Nikolaus (Kathedrale - deutscher Gottesdienst). Sporadisch zusätzlich in allen Pfarreien.

1966-1967 Dazwischen 1 Jahr Noviziat in Pleystein, Oberpfalz. Dort Organist auf dem Kreuzberg. Zusätzlich. Leitung eines Bubenchores.

1967-1970 Wieder in Fribourg, zusätzlich zu den oben erwähnten Orgeldiensten regelmässige Jugendgottesdienste in allen Pfarreien mit den ersten sog. Jazzmessen.

1970-1973 Organist, Sta. Maria und St. Konrad. Leitung eines Jugendchores.

1974-1990 Organist in Basadingen und Paradies. Pfarrgottesdienste und Casualien. Zusätzlich Hochzeiten und Taufen, viele davon in Klingenzell aber auch in ref. Kirchen der ganzen Region.

1988-1990 Zusätzlich neben Basadingen Organist in Andelfingen und Stammheim. Zugleich reguläre Aushilfe in Eschenz.

1986-1990 Komposition und Kontrapunkt bei Klaus Cornell am damaligen Konservatorium Schaffhausen.

1989 Kurze organistische Weiterbildung bei Theodor Käser, im Münster zu Allerheiligen, Schaffhausen.

1990-1996 Studium der Theologie in Einsiedeln und Salzburg mit Abschlussdiplom für St. Anselmo in Rom. Dipl.theol. mit "Magna cum laude".

1990-2009 Organist im Kloster Einsiedeln auf einer fantastischen Orgellandschaft: 3 Orgeln in der Kirche - eine davon 4-manualig - weitere Orgeln in Kapellen. Pfarrmessen, Pilgergottesdienste, Andachten, Begleitung des gregorianischen Chorals in allen Stundengebeten wie Mette, Laudes, Vesper und Komplet. Konventämter mit Choralmessen und Choralproprien.

1990-1996 Mitwirkung als Sänger in der Choralscola von P. Roman Bannwart und im Stiftschor unter P. Lukas Helg.

1991-1994 Organistische Weiterbildung. Orgelinterpretation bei P. Theo Flury. Gleichzeitig auch Ausbildung in Begleitung des gregorianischen Chorals nach der Einsiedler Tradition. Orgelimprovisation.

1990-1994 Hymnologie und Gregorianik bei P. Roman Bannwart. Liturgiewissenschaften im Rahmen des theol. Studiums bei diversen Professoren, hauptsächlich bei P. Odo Lang.

1995-1996 Während Studienjahr an der Universität in Salzburg Orgeldienste im Kolleg St. Benedikt, in St. Peter und in der Kirche des Landes-Krankenhauses.

1996-2006 Zusätzlich als Religionslehrer der Oberstufe Einsiedeln, Klavier und Gesang in Schulgottesdiensten in der Jugendkirche und im Oratorium.

2010 Organist in allen katholischen Kirchen im Raum Schaffhausen und zusätzlich Aushilfe in der ganzen Region (auch reformiert).

2011 Mitglied beim Organistenverband Schaffhausen

2012 Mitglied bei der Scola Gregoriana Scaphusiensis unter Christoph Honegger.

2020 Ich verabschiede mich von der Kirchenmusik.

 

Nachtrag:

Wer jetzt stutzt und glaubt, da oben stimme etwas nicht. Ich hätte doch etliche Jahre Hardrock gemacht und da müsste doch in der Orgel-Biografie irgendwo ein Loch sein deswegen, der irrt sich.

Schaffhauser Nachrichten 31.12.1981